Das erste Heimspiel der Abstiegsrunde
20. Februar 2020JBBL: Zwei Heimspiele am Wochenende
21. Februar 2020(ts) Martin Beyer verantwortet das Ressort „Finanzen und Kundenservice“ bei Hauptsponsor Fiducia & GAD, der ein neues Modell der Zusammenarbeit und Führungskultur eingeleitet hat. Der Vorstandssprecher des Unternehmens spricht im Interview über Gründe für das Sponsoring bei den WWU Baskets und ihre sportliche Situation, die Herausforderungen für die Fiducia & GAD und ihre Mitarbeiter, die gerne und zahlreich die Heimspiele in der Halle Berg Fidel besuchen.
WWU Baskets: In der jüngsten Marktstudie „Sponsor-Trend“ von Nielsen Sports ist eines der wichtigsten Ergebnisse, dass Teamsportarten wie Basketball oder Handball mittlerweile intensiv von Sponsoren genutzt werden, sich der Abstand zum Fußball deutlich verkürzt hat. Was waren für Sie zunächst die wichtigsten Gründe für a) ein Sportsponsoring und b) das Sponsoring in der Sportart Basketball, zumal Sie mit den Karlsruhe Lions in der 2. Bundesliga ProA ein weiteres Basketball-Team unterstützen?
Martin Beyer: Vielleicht muss man sich die Rolle der Fiducia & GAD in unserem Markt ansehen. Wir machen Sportsponsoring nicht, damit wir bekannter bei Volks- und Raiffeisenbanken werden. Wir würden definitiv nicht in die großen Bundesligavereine im Fußball gehen, damit überall Fiducia & GAD prangert, weil wir ein Unternehmen sind, das im Hintergrund arbeitet. Deswegen sind wir schon immer eher der Regionalität verschrieben. Das ist für uns erst einmal einer der Gründe, in einer Stadt wie Münster oder auch Karlsruhe – mit den dortigen Lions ist es ja genauso – vor Ort aktiv zu werden und aufstrebende Sportvereine zu unterstützen. Als dann die Idee mit den WWU Baskets vor circa zwei Jahren geboren wurde, war ich sofort Feuer und Flamme.
WWU Baskets: Warum? Haben Sie die WWU Baskets vorher auch spielen sehen?
Martin Beyer: Nein, ich war allerdings immer recht nah dran und habe immer von der Mega-Stimmung in der alten Uni-Halle gehört. Als es dann darum ging, dass wir die WWU Baskets sponsern können, war ich sofort überzeugt, das machen wir: eine junge, dynamische Sportart, nah an der Universität dran und in der jungen Generation ist der Basketball als Sportart echt in. Vielleicht auch gerade, weil der Basketball einfach anders ist als die Fußball-Szene. Ich fand natürlich gut, dass wir parallel auch die Karlsruhe Lions sponsern können. Das ist ein super Gesamtpaket für uns als Unternehmen mit Sitzen in Münster und Karlsruhe.
WWU Baskets: Kommen wir auf die WWU Baskets konkret zu sprechen. Sichtbarste Zeichen unserer Partnerschaft für die Fans sind sicherlich der Schriftzug „Fiducia & GAD – zukunftserfahren“ auf unserem Trikot als einer der beiden Hauptsponsoren, Ihre LED-Bandenwerbung und der Fiducia & GAD Fantalk. Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Engagement bei den WWU Baskets? Hat unser Branding, als WWU Baskets aufzutreten, eine Rolle gespielt?
Martin Beyer: Nachdem uns grundsätzlich klar war, das Sponsoring zu machen, hat das in unseren taktischen Überlegungen natürlich eine riesengroße Rolle gespielt. Denn, wie schon gesagt, wir sind nicht daran interessiert, unsere Marke bei den Kunden oder den Endkunden der Volks- und Raiffeisenbanken bekannt zu machen. Wir wollen die Attraktivität unserer Marke bzw. unseres Unternehmens stärken, damit wir bekannter bei jungen Menschen werden, die an der Universität sind und vielleicht auch ein Interesse daran haben, nach dem Studium in Münster zu bleiben und bei uns zu arbeiten. Auch dass Studenten „gesponsert“ über das Kultursemesterticket zu den Spielen kommen, das passt einfach.
WWU Baskets: Welche weiteren Motive gab es für Sie?
Martin Beyer: Was mich persönlich gereizt hat, ist, einem kleinen Verein dabei zu helfen, bekannter und größer zu werden. Wir hatten super Gespräche mit Manager Helge Stuckenholz. Zu Saisonbeginn war er mit drei Spielern bei uns. Das sind einfach auch gute Typen. Wir tragen gerne einen Teil dazu bei, damit Münster neben anderen Themenstellungen auch im Sport eine neue Attraktivität hat.
WWU Baskets: Wie nehmen Sie die WWU Baskets und ihr Umfeld bislang wahr? Wie hat sich die Zusammenarbeit zwischen der Fiducia & GAD und den WWU Baskets für Sie in den ersten eineinhalb Jahren entwickelt?
Martin Beyer: Gerade am Ende der vergangenen Saison erfuhren die WWU Baskets einen riesigen Hype in Münster. Es war vergleichbar mit der Atmosphäre, als der USC Münster noch um die Deutsche Meisterschaft gespielt hat. Genauso habe ich die Atmosphäre in verschiedenen Spielen wahrgenommen, gerade auch am Ende der Saison, und das freut mich. Es ist schön zu sehen, dass wir einen Münsteraner Verein dabei unterstützen können, dass er größer und bekannter wird. Da habe ich einfach Spaß daran. Und unsere Zusammenarbeit mit den WWU Baskets hat viele unterschiedliche Ebenen: Zum einen beschäftigen wir seit ein paar Monaten Helge Baues, der bei uns im Innovationsbereich tätig ist. Zum anderen nutzen unsere Mitarbeiter unsere Kartenkontingente viel und gerne und auch sportlich waren wir beim gemeinsamen Training mit den WWU Baskets schon ganz nah dabei.
WWU Baskets: Sie führen ein Unternehmen, haben ein neues Modell der Zusammenarbeit und Führungskultur bereits eingeleitet. Wie sieht dieses Modell inhaltlich aus? Was macht es für Mitarbeiter oder Bewerber attraktiv?
Martin Beyer: Bisher ist unser Unternehmen eher hierarchisch geprägt. Wir schlagen jetzt einen ganz anderen Weg ein, bei dem das Thema agile Teamarbeit, flache Hierarchieebenen und breitere Verantwortungsübernahme im Fokus steht. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Miteinander: Wenn Sie erfolgreich mit einem Team sein wollen, dann müssen Sie offen, ehrlich und transparent sein und gewisse Formen von Egoismus im Team reglementieren. Das ist ja im Sport auch so: Erfolgreich sind vor allem die Teams, die auch abseits des Platzes einen guten Umgang pflegen und ein gewisses Grundvertrauen untereinander herrscht.
WWU Baskets: Gibt es weitere Elemente, die Sie aus einer Teamsportart im Allgemeinen, dem Basketball oder gar den WWU Baskets im Besonderen, auf Ihr Modell der Zusammenarbeit im Unternehmen übertragen können? Welche?
Martin Beyer: Die genannten Elemente sind für mich auch die, die ich gerade auch im Basketballsport sehe. Es ist eine der Sportarten, bei der die Rädchen in einem wahnsinnigen Tempo ineinandergreifen müssen. Da ist gar keine Zeit für Eitelkeiten. Da muss man in jeder Position volle Leistung bringen, fokussiert sein. Das fasziniert mich auch am Basketball, da ist immer was los, weil ständig Körbe fallen. Es steht primär der Teamerfolg im Vordergrund. Insofern finde ich da schon viele Parallelen. Wobei ich sagen muss (lacht), die WWU Baskets sind uns zehn Schritte voraus. Der Umbau ist große Herausforderung, macht vielleicht nicht jeden Tag Spaß, aber die meisten Tage komme ich mit einem Lächeln ins Unternehmen und gehe auch mit einem Lächeln wieder heraus.
WWU Baskets: Die WWU Baskets verfolgen als Ziel die 2. Bundesliga ProA, würden auch dort eng mit dem studentischen Umfeld Münsters und der WWU verbunden nach dem Vorbild des US-amerikanischen College-Basketball agieren wollen. Überträgt man dies auf hiesige Verhältnisse, wären die WWU Baskets quasi das sympathische, solide geführte „FC St. Pauli des deutschen Basketballs“. Wie bewerten Sie diese Zielsetzung?
Martin Beyer: Ich finde den Ansatz im Sinne des College-Basketballs, immer nah an der Uni dranbleiben, einen guten Anspruch. Wenn die WWU Baskets ihren eingeschlagenen Weg so weiter gehen, dann wären wir der optimale Partner, den Weg weiter mitzugehen. Ich hoffe, dass wir das in Münster so hinkriegen.
WWU Baskets: Wagen wir einen kurzen Ausblick: Die WWU Baskets sind in ihrer zweiten Saison nach dem Aufstieg in die ProB unter den Top 4 der Tabelle. Was erhoffen Sie sich für den weiteren Saisonverlauf?
Martin Beyer: Mir hat nach der letzten Saison echt imponiert, dass man trotz dieser Riesenerfolge nicht sofort den Schritt nach oben gegangen ist. Ich finde, das ist im Sinne von nachhaltigem Erfolg der richtige Weg. Der Druck in einem möglichen Abstiegskampf eine Liga höher, und der wäre mit den bisherigen Möglichkeiten wohl der Fall gewesen, wäre wahrscheinlich für das Team und den Verein groß geworden. Die Atmosphäre, die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit hätten leiden können. Im Fußball sind Vereine glücklich in die erste Liga aufgestiegen und anschließend bis in die 3. oder 4. Liga durchgereicht worden. Deshalb habe ich vor der Entscheidung des Managements großen Respekt und kann sie auch voll teilen. Das man jetzt nicht vom ersten bis zum letzten Spieltag in der ProB an erster Stelle steht, habe ich aber erwartet.
WWU Baskets: Was macht die zweite Saison für Sie nach dem Aufstieg schwerer?
Martin Beyer: Die WWU Baskets kommen aus einer Hype-Saison, die Breite in der Liga ist enorm. Es waren auch in der letzten Saison fast immer, selbst gegen Mannschaften von unten, ganz, ganz knappe Spiele. Als Aufsteiger wurden sie vielleicht auch ein Stückchen unterschätzt. Dieses Jahr gelten sie als ein Mitfavorit. Da gehen die Mannschaften mit einem anderen Mindset gegen die WWU Baskets rein. Da ist es normal, dass man auch mal einen kleinen Durchhänger hat. Es gab auch einige Verletzungsprobleme. Ich glaube, die Mannschaft wird – auch aus ihrer Erfahrung des letzten Jahres – zurückkommen und wieder eine entscheidende Rolle mitspielen. Das heißt aber nicht, dass es eine Garantie für den Aufstieg gibt. Eins glaube ich allerdings auch: Wenn man es in diesem Jahr schaffen könnte und verzichtet noch einmal, wird es schwierig. Wenn jetzt die Chance da ist, dann müssen die WWU Baskets auch nach oben gehen. Und wir stehen an ihrer Seite, im Übrigen egal ob ProA oder noch eine Saison ProB!
WWU Baskets: Apropos an unserer Seite: Sie gelten als großer Fan des FC Schalke 04. Nehmen wir einmal an, die WWU Baskets stiegen auf. In der 2. Bundesliga ProA träfen sie dann auf Ihren Herzensclub. Da hätten wir ja ein „Problem“ … Gäbe es Gewissenskonflikte?
Martin Beyer (lacht): In der Tat bin ich Schalker durch und durch. Ich würde in diesem Fall aber trotzdem den WWU Baskets die Daumen drücken.