1. Damen-Headcoach Peter Lüsebrink hört auf
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19. Mai 2024(mw) Nach dem Gewinn des ersehnten Titels mit dem Team, der erfolgreichsten Saison im Münsteraner Damenbasketball und dem Weggang von Headcoach Peter Lüsebrink ist auch Markus Wagner nicht mehr Coach der 1. Damen.
Er hat als Head und Assistant Coach der 1. Damen 101 von 141 Spielen in Ober-, Regionalliga und WBV-Pokal gewonnen, fünf Damenteams im UBC gegründet und 10 Trainer für den Damenbereich verpflichten können. Hinzu kommen Engagements als Coach in der Kreis- und Bezirksliga sowie in der Oberliga in Kinderhaus. Als Headcoach der 2. Damen hat er zusätzlich in der vergangenen Saison die Meisterschaft geholt, den Oberliga-Aufstieg klar gemacht und damit neben dem 3. Platz in der Regionalliga zwei von drei möglichen Titeln mit seinen beiden Teams geholt. Die Frauenabteilung des UBC ist heute eine der drei größten in NRW.
Lehrreicher Start
Im Sommer 2017 wurde Markus gefragt, ob er sich vorstellen könnte, die 1. Damen zu übernehmen. Die Voraussetzungen waren dabei nicht die besten: das Team hatte zuvor vier Trainer und mehrere Cotrainer in vier Jahren gehabt und war nach einer frustrierenden Saison aus der Regionalliga abgestiegen. Markus selbst war bis dahin vor allem als Coach im Breitensport unterwegs gewesen. Einige Wochen trainierte er interimsweise sogar alle drei Damenteams. „Als Student ging das noch so grade“, lacht er „aber was sollte ich machen? Ich lasse die Spielerinnen nicht im Regen stehen. In dem Jahr haben wir sogar ein Pokalspiel mit Spielerinnen aller drei Teams gewonnen.“ Jede Lücke stopfen – ein Mantra, das bis heute Gültigkeit hat.
„In der ersten Saison war erstmal Aufbauarbeit angesagt, vor allem mental“, blickt er heute zurück. „Ich war ein relativ junger Coach, mit wenig Erfahrung auf dem Niveau. Die Ansprüche des Teams, die sie nur selten aufs Parkett bringen konnten, und die Arbeit, die nötig war, um so etwas wie Spielfluss hinzubekommen, war schon enorm. Nach dem ersten Jahr wollte ich eigentlich wieder aufhören, besonders alleine das alles zu managen war nicht einfach.“ Dabei war das Team mit einer Bilanz von 16-6 und dem 3. Platz durchaus respektabel. „Aber ich habe mir gedacht: versuch‘s mal ganz anders, aufhören kannste immer noch.“
Funktioniert hat es: mit dem Vizemeistertitel war ein erfolgreiches 2. Jahr zu Ende gegangen, die Arbeit mit dem Team alleine aber weiterhin durchaus herausfordernd. „Ich erinnere mich daran, dass Hannah Schmitz, mir schon während der Saison sagte, ich könnte ja Mal überlegen auf diesen Peter Lüsebrink zuzugehen, der das Team schonmal gecoacht und einen sehr guten Eindruck hinterlassen hatte. Ich habe Peter dann nach jedem Spiel seiner H2 bequatscht, dass er bei uns sicher viel mehr Spaß haben würde. Er fand das glaube ich so ganz gut und hat gesagt, dass er es schätzt (oder verrückt findet), dass ich für ein Oberliga-Team so viel Aufwand betreiben würde, wie andere für die 2. Liga. Jedenfalls hatte ich ihn für uns gewonnen und er hat mich als Assistant perfekt beraten und mir alle Freiheiten gelassen.“
Aufbauarbeit: Vorstandsarbeit, Öffentlichkeitsarbeit und Kooperation mit Kinderhaus
Von da an gings erst richtig los: 2021 tauschten sie die Rollen: Markus wollte mehr lernen und supporten mit weniger Verantwortung, dabei aber das „Flaggschiff“ Damen 1 mehr in die Öffentlichkeit bringen und als Sportwart in den Vorstand des Vereins zu rücken. „Superwichtig war der zuvor jahrelange Austausch und exzellente Zusammenarbeit mit Armin Schmitz, der bis dahin als Sportwart alles geregelt hat, damit ich mich auf den Sport konzentrieren konnte. Als er aufhörte, war mir schon klar, dass ich das mache, damit die Bewegung im Damenbereich weiter Fahrt aufnimmt. Für die Damen hat sich ja systematisch eigentlich nie jemand so richtig interessiert. Da konnte ich viel machen, und Räume für viele junge Frauen schaffen, um diese beste aller Sportarten spielen zu können.“
Dabei wurden auch ungewöhnliche Wege gegangen. Erst gründete Markus im Sommer die 4. Damen in der Bezirksliga. Das neue Training der D1 unter der Leitung von Peter Lüsebrink und ihm zog immer mehr Spielerinnen an. Zuletzt standen zu Beginn der Saison 2021/22 plötzlich bis zu 30 potenzielle Spielerinnen auf dem Zettel des Coaching-Duos Lüsebrink-Wagner, die Oberliga spielen wollten. „Wir sind dann auf den SCW Kinderhaus zugegangen, der noch einen Startplatz in der Oberliga, aber weder Coach noch Spielerinnen hatte und kurz vor dem Rückzug stand.“ Die Kooperation klappte: Ein Jahr lang haben die beiden Oberliga-Teams zusammen trainiert, mit Markus als Headcoach im „K-Team“ und Assistant im „U-Team“. „Das war mit allem drum und dran tough und sehr zeitintensiv, aber so konnten wir vielen Bedürfnissen gerecht werden und haben viel Spielzeit generieren können. Die Spielerinnen konnten sich optimal entwickeln, beide Teams und beide Vereine haben profitiert und bis heute hat Kinderhaus ein Oberliga-Team.“
Das „U-Team“, die UBC Damen 1, schaffte dann als bestes zweitplatziertes Team der Oberliga den Sprung in die Regionalliga und stand zum ersten Mal, damals noch völlig überraschend, im Endspiel um den WBV-Pokal. „Das Final-Heimspiel war ein Augenöffner: wir haben es geschafft über 450 Zuschauer*innen für Damenbasketball zu begeistern. Das war die erste große Bestätigung, dass wir auf dem Zettel der Basketball-Landschaft in Münster stehen.“ Die Möglichkeiten, den Damenbasketball nach dem Aufstieg und der Finalteilnahme weiter auf allen Ebenen zu pushen, fiel Markus so noch leichter und motivierten ihn noch mehr.
Erfolge in der Regionalliga, Landesliga-Meisterschaft und Pokalsieg
Die erste Regionalliga-Saison beendete das Team direkt auf Platz 5 hinter dem absoluten Spitzen-Quartett, von dem am Ende drei Teams sogar in die 2. DBBL aufstiegen. 13 Siege und 9 Niederlagen sowie ein insgesamt konstanter Kader ließen die Hoffnung auf eine noch erfolgreichere Saison in die Höhe schnellen. Und die wurden erfüllt: in der vergangenen Saison lange als Spitzenteam wahrgenommen, ist das Team in der Liga nur wenige Male über seine Füße gestolpert, blieb im Pokal aber souverän. Das war das nächste Jahr, in dem Markus ein paralleles Engagement hatte: zeitgleich hat er die Damen 2, als echten Unterbau zur Damen 1, aufgebaut und die vielen Erfahrungen, die er durch die Arbeit mit Peter Lüsebrink und der D1 gesammelt hatte, auf ein motiviertes und hungriges Team anwenden können. Am Ende wurde der höchste Meisterschafts-Titel in Münsters Frauenbasketball in über 14 Jahren und der Aufstieg in die Oberliga gefeiert. Die Damen 1 wurden sensationell 3. mit nur einem Sieg weniger als das Spitzenduo. „Aber den wirklichen Durchbruch haben wir mit dem ersten WBV-Pokal Titel für die Frauen erreicht. Ein unvergessliches Ereignis vor hunderten Zuschauer*innen zu Hause, die uns angefeuert haben und die sich mit uns gefreut haben“, schwelgt Markus in den jüngsten Erinnerungen. „Der Pokal steht jetzt bei mir im Wohnzimmer, meine Frau freut sich jeden Tag darüber.“
Resümee
„First things first: ich danke meiner wunderbaren Frau Johanna, dass sie das alles unterstützt hat. Da ist sehr viel Zeit für draufgegangen und zwar das ganze Jahr. Selbst am Hochzeitstag habe ich UBC-Dinge geregelt. Dann natürlich bin ich enorm dankbar für die vielen vielen Spielerinnen, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben und den Weg nach vorne mitgegangen sind. Basketball ist kein Selbstzweck, sondern ein wunderbarer Modus. Er ist Ort fürs Lernen, für Freude, für Werte, für Beziehungen und Freundschaften, für Entwicklung und Wachstum – und im Damenbereich auch der Chancengleichheit und Gleichberechtigung. Als ich vor 11 Jahren begann mich für den Basketball von Frauen zu interessieren, gab es zwei Teams und die hatten eigentlich keine Öffentlichkeit, noch nicht Mal im Verein. Heute ist die Frauenabteilung des UBC Münster mit 6 Teams eine der drei größten in ganz NRW und gehört zu den mitgliederstärksten der Republik. Heute ist die Zukunft für unseren Sport pink! In den letzten 7 Jahren habe ich 10 Saisons gecoacht und habe in der Zeit alle Trainer gewinnen können. Ich habe sportliche Konzepte geschrieben, für Hallenzeiten gekämpft und Entscheidungen getroffen, die es vielen Frauen erlauben, hier richtig guten und für sie passenden Basketball zu spielen. Wir haben die Pandemie überlebt und sind gestärkt hervorgegangen. Während viele Vereine schon ihre Frauenteams zurückziehen mussten, sind wir auch trotzdem immer weiter gewachsen, auch weil die Spielerinnen gerne in dieser guten Kultur länger bleiben. Der Standort Münster ist einfach genial, das habe ich schon vor 10 Jahren so gesehen. Dass das Potenzial in sehr weiten Teilen nun auch verwirklicht ist, darauf bin ich sehr stolz. Dass die Damen 1 nun so wahrgenommen werden, dass sie weiter gefördert werden sollen, ist einfach großartig. Dass ich die nächsten Entwicklungen nun nur noch als Fan sehen soll, muss ich aber erst noch realisieren. Dieses Team ist in den vergangenen 7 Jahren zu einem täglichen Teil meines Denkens und Handelns und auch meiner Identität geworden. Nun sollen es andere noch besser machen und hoffe natürlich, dass das gelingt. Auf dass Münster seinen Beitrag leiste zu den schönen Entwicklungen, die der Damenbereich gerade deutschlandweit hat.“
Zusammenarbeit mit Peter Lüsebrink und möglicher Verbleib als UBC-Coach
Mit einem hat Markus eine besondere Beziehung gehabt. „Peter war auf allen Ebenen wichtig: Er hat mir in den vier Jahren der gemeinsamen, oft täglichen, Zusammenarbeit extrem viel mitgegeben: im Coaching, in der Strategie, im Denken und vor allem als Mensch. Mein vielfältiges Engagement wusste er exzellent und in jeder Phase in die richtige Richtung zu lenken, um Erfolge zu erzielen, sogar privat und beruflich. Ich werde ihm immer dankbar für diese Zeit sein, in der er mich geprägt hat. Das bleibt und wird immer Früchte hervorbringen.“
Über sein weiteres Engagement: „Der Verein übernimmt nun die Planungen und hat mir die Damen 2 angeboten. Ich denke darüber nach, sobald ich die aktuellen Entwicklungen verdaut habe. Das Team war einfach großartig in der letzten Saison, das hat jeden Tag einfach Spaß gemacht und die Zusammenarbeit mit Pooyan Afsharpoor als Assistant hat von Tag 1 an super funktioniert.“
Dank des Präsidenten
„Markus Wagner hat in den vergangenen 7 Jahren den weiblichen Bereich mit viel Herzblut aus dem Dornröschenschlaf geweckt und zahlentechnisch sowie qualitativ auf ein anderes Niveau gehoben. Dafür war er an vielen unterschiedlichen Positionen wie als Trainer, Cotrainer oder Sportwart fast im Dauereinsatz. Dass er diesen Aufwand nicht unendlich fortführen kann, ist insbesondere aufgrund seiner zukünftigen familiären und beruflichen Aufgaben verständlich. Auch Markus wird zukünftig Aufgaben im Verein übernehmen, darüber freuen wir und und bedanken und herzlich für sein großes Engagement“, so Vereinspräsident Meinhard Neuhaus.
Foto: Giuseppe Vedda